Leipzig gilt als Wasserknoten, knapp 300 Kilometer große und kleine Flussläufe durchziehen die Stadt. Sie waren über Jahrhunderte die Lebensgrundlage Leipziger Handwerker, gehörten zum Leben und zum Stadtbild. Als Transportweg hatten sie kaum eine Bedeutung, waren aber für Kahnpartien und Ausflüge aller Art bei den Leipzigern beliebt.
Dies gilt auch für den Karl-Heine-Kanal, der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrieansiedlung im Leipziger Westen entstand. Als Leipzig vor 150 Jahren nach Plänen von Dr. Karl Heine gen Westen expandierte und die Dörfchen und heutigen Stadtteile Schleußig, Plagwitz und Lindenau sich zu einem der größten Industriestandorte entwickelten, mussten auch die Flussläufe schiffbar gemacht werden, um Baumaterialien und andere Güter zu transportieren. Seither besteht auch der Traum von der Anbindung ans internationale Wasserstraßennetz. Nach Heines Tod plante und baute die Westendgesellschaft an seiner statt weiter. An der Lützner Straße war mit der Luisenbrücke Ende Schluss. Unter den Nazis wurde der Elster-Saale-Kanal als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in Angriff genommen, ehe auch dieses Mal 1943 kurz vor der Saale sowie am halb fertigen Lindenauer Hafen die Spaten ruhten.
Seitdem fehlen ca. 10 Kilometer zur freien Fahrt bis Hamburg. Alles Drängen und Wollen scheiterte stets am dünnen Stadtsäckel. Der Kanalbau blieb unvollendet, die einzelnen Bauabschnitte sind nicht miteinander verbunden. Der Gedanke, diese miteinander zu verknüpfen, wurde immer wieder aufgegriffen. So auch nach der Wende. Im Jahr 1990 wurden etliche Machbarkeitsstudien und Planungen von der Stadt Leipzig in Auftrag gegeben, aber ohne Weiterführung der Vorhaben. Die wirtschaftliche Situation und der Wegbruch der Industriestandorte Plagwitz und Lindenau ließen die Vorhaben wieder in die Schublade verschwinden.
Die Stadt Leipzig hatte trotz anstehender Aufgaben beim Straßen- und Schulbau, die Vollendung des Karl-Heine-Kanals in Angriff genommen. Mit dem Ersten Baggerbiss im September 2012 gab es nun kein Zurück mehr. Bis Sommer 2015 konnte man zwischen Lindenauer Hafen und Karl-Heine-Kanal die Entwicklung des Projektes sehen. Am 15. Januar 2015 wurde das vorbereitete Kanalbett unter der Luisenbrücke mit Wasser gefüllt. Auch wenn die Bürgerschaft gar nicht eigeladen war, gab es hunderte Zaungäste, die das Geschehen mit Spannung verfolgten.
Am 02. Juli 2015 war es dann endlich soweit!
Mit Unterstützung zahlreicher Helfer und Unterstützer hat die Stadt Leipzig und der Wasser-Stadt-Leipzig e.V. eine würdige Feierlichkeit ausgestattet. Die Musikalische Komödie und das Theater der Jungen Welt gaben dem Ganzen den kulturellen Rahmen. Sie ließen Dr. Karl Heine und den längst vergessenen Gassenhauer "In Lindenau, da ist der Himmel blau" wiedererstehen.
Mit einer neuen Outdoorausstellung und einem Luftballonmassenstart sowie zahlreicher organisatorischer Unterstützung hat unser Verein den Start in die Wasserverbindung in den Lindenauer Hafen gegeben.
Nun heißt es „weiterbaggern“ vom Hafen in den Saale-Elster-Kanal.