Bei diesem eindrucksvollen Gefährt handelt es sich um ein 9 m langes und ca. 2 m breites Wasserfahrzeug (siehe auch Schute, Ponton, Plätte, Spreewaldkahn, Ewer) mit einem nahezu kubischen Schwimmkörper, flachem Schiffsboden ohne Kiel, senkrechten Seitenwänden und ebenflächigen senkrechten oder geneigten Bug- und Heckteilen.
Der Verein hatte zwei dieser alten Wasserfahrzeuge im Juli 2002 erworben, um sie zu rekonstruieren. Unter der Anleitung eines erfahrenen Bootsbauers sollten Jugendliche die handwerklichen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, die für die Wartung eines solchen Bootes notwendig sind. Natürlich war dieses Engagement auch mit dem Ziel verbunden, später Bootstouren auf den Leipziger Gewässern unternehmen zu können.
Leider waren die zwei Schuten in einem sehr schlechten Zustand. Nach historischem Vorbild wurde daher 2005 eine neue Schute gebaut. Dank der Förderung durch URBAN II schippert die Schute "Luise" nun seit Juli 2005 Vereinsmitglieder und Wasserstadt-Interessierte über die Leipziger Gewässer, speziell auf dem Karl-Heine-Kanal und Teilstücken der Weißen Elster. Wer Leipzig von seiner Wasserseite aus entdecken möchte ist bei uns richtig.
Das gesamte Boot fasst 18 Plätze und fährt ca. 70 min. - Preis: 216 4(inkl. einem Getränk pro Person).
Sie sind nur zu zweit? Kein Problem! Preis pro Person 14 Euro (Boot wird mit anderen Teilnehmern ausgelastet und fährt ab 10 Personen.)
Unser Boot wird vom Bootshaus Klingerweg betrieben.
Historische Bauweise bedeutet, dass in den Anfängen des Schiffsbaus die Zwischenräume der Holzplanken mit Moos bzw. Schiffswerg (Hanf, Baumwolle) abgedichtet (kalfatert), danach mit dünnen Holzleisten fixiert und mittels Metallkrampen oder Schiffstauen zusammengehalten wurden. Metallkrampen werden bei diesem Boot nicht verwendet. Begünstigt durch eine einfache Schiffsform war die Bauweise schon sehr frühzeitig (bereits im 12.Jh.) verbreitet. Früher wurden solche Boote auf flachen Gewässern für den Transport von Salz, Kohle, Getreide, Baustoffen, (wie z.B. die Grauwacke beim Bau des Karl-Heine-Kanals) und anderen Gütern eingesetzt. Heute sind solche Boote z.B. auf der Salzach für touristische Zwecke im Einsatz.
Die erste Schute wurde noch vor Beginn des 2. Leipziger Wasserfestes 2002 restauriert und als Flaggschiff eingesetzt, leider nur zur Bootsparade, dann musste der Fahrbetrieb auf Grund von Undichtigkeiten unterhalb des Schiffbodens, eingestellt werden.
Das zweite Boot, welches während der Arbeiten als Materialspender diente, wurde komplett entkernt und sollte nach altem Vorbild wieder aufgebaut werden. Nach alten Plänen zu restaurieren, erwies sich jedoch als äußert schwierig und sehr kostenintensiv. Es wurden Recherchen durchgeführt, wie und wo solche Holzboote restauriert werden und ob es Unterlagen darüber gibt. Der Deutsche Schiffsbauerverband wurde angefragt und verschiedene Werften, welche sich mit historischem Bootsbau befassen. Leider ohne Erfolg. Auch fanden sich keine Bootsbauer aus der Region, trotz Artikels in der LVZ.
Die Idee wurde fast schon aufgegeben, bis im September 2004 drei Enthusiasten (Bootsbauer und Holzfachleute, die GbR „Holz & Boot“) beim Verein Wasser-Stadt-Leipzig e.V. anklopften und das Boot bauen wollten.
Inklusive perfekter Konstruktionszeichnungen der neuen Schute ist alles sehr professionell erarbeitet worden: Baupläne, Wartungspläne, Kalkulation der Materialkosten, Kontakte mit Werften in Dänemark und im Spreewald, Suche nach einer geeigneten Werkhalle. Sogar die Suche nach dem richtigen Baum, der eigens vom Forstamt Taura in der richtigen Neumondphase im Januar gefällt wurde bis hin zum Sägewerk in Luppa bei Oschatz, wurde von den Bootsbauern im Auge behalten. Das Sägewerk musste in letzter Minute noch ein neues Gatter besorgen, damit die Planken von 10 m Länge geschnitten werden konnten.
Anfang 2005 wurde dann unter Anleitung von den drei Bootsbauern und mit Unterstützung von Vereinsmitgliedern und Jugendlichen der Augsburger Lehmbaugesellschaft in der Werkstatt Emil-Teich-Straße die Schute in historischer Bauweise gebaut.
Gefördert wurde dieses Projekt über URBAN II im Leipziger Westen. Ein Teil der Arbeiten war als Projekt bei der Tischlerausbildung von Jugendlichen integriert. Später sollen auch anfallende Wartungsarbeiten von der Jugendgruppe des Vereins unter Aufsicht des Bootsführers übernommen werden.
Am 25.06.05 war es dann endlich soweit, die Schute wurde zu Wasser gelassen und auf den Namen "Luise" (nach der Prinzessin-Luise-Brücke, über die die Lützener Straße verläuft) getauft. Seitdem schwimmt die Schute, ohne unterzugehen, auf den Leipziger Gewässern und ist durch ihre Erscheinung ein Magnet für Leipziger und Touristen. Zum Wasserfest wird sie immer als Flaggschiff eingesetzt, das die Bootsparade anführt.